Merkwürdig, eine ganze Reihe von Pappeln ist schon grün belaubt, während alle anderen Bäume noch im Winterschlaf verharren?

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass das Grün der Bäume sich zu grünen Kugeln zusammengeballt. Es sind gar nicht die Blätter der Pappeln, sondern immergrüne Misteln, die den Bäumen im Vorfrühling ihr eigentümliches Aussehen verleihen. Doch was ein hübsches Fotomotiv abgibt, wird von den Besitzern der Bäume und mittlerweile auch den Naturschützern gar nicht gern gesehen.

Denn die Mistel ist eine parasitisch lebende Pflanze. Sie breitet ihre Wurzeln im Baum aus und entzieht ihm Mineralien und Wasser. Mit Hilfe ihrer ledrigen grünen Blätter kann sie außerdem durch Photosynthese Zuckerstoffe produzieren, selbst im Winter.

Die weiblichen Pflanzen tragen weiße Beeren, in denen sich die von einem klebrigen Schleim umgebenen Samen befinden.

Verbreitet wird die Mistel durch Vögel wie die Misteldrossel oder den Seidenschwanz, die die klebrigen weißen Beeren fressen und den Samen mit ihrem Kot verteilen. Mönchsgrasmücken kleben die Samen sogar mit dem Schnabel an einen Ast, bevor sie das Äußere der Beere verzehren.

Dabei hat die Mistel einen guten Ruf, gilt ein Tee aus ihren Blättern doch als wirksam gegen hohen Blutdruck, Arteriosklerose und auch Krebs – Beweise dafür stehen allerdings noch aus.

Auch als Zauber- oder Druidenpflanze wird die Mistel bezeichnet, da sie als immergrünes Gehölz bereits bei den Kelten und Germanen als Fruchtbarkeitssymbol galt.

Und auch bei uns verbreitet sich der angloamerikanische Brauch, dass man jemanden zu Weihnachten unter einem Mistelstrauch ungefragt küssen darf.

In vielen alten Pappelbeständen breitet sich die Mistel derzeit unkontrolliert aus. Zwar wächst sie langsam, doch können ihre kugeligen Körper Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Bald sind ihre Äste stärker als die der Pappel, auf der sie sich angesiedelt haben. Ergebnis: Der Baum wird geschwächt, Äste brechen ab und er wird anfällig für Krankheitskeime.

Dies geschieht mittlerweile häufig auch in ungepflegten Apfelbaumbeständen. Birnen, Pflaumen oder Kirschen sind dagegen nicht betroffen. Aus den wertvollen alten Bäumen sollte man die Mistel nach Möglichkeit entfernen. Dabei kann eine langstielige Säge helfen, mit der man nicht nur die Mistel, sondern am besten auch 30-50 Zentimeter des Astes entfernt, auf dem sie sich angesiedelt hat.

Ein informatives Infoblatt hierzu hat der Nabu bereitgestellt.

Für die alten Pappelreihen kommt jedoch wohl jede Hilfe zu spät, denn die Misteln in luftiger Höhe aus den zerbrechlichen Ästen zu sägen, ist viel zu gefährlich.